Lebensbrief 1
Ein neues Projekt
Seit über 40 Jahren bin ich Arzt, davon arbeite ich seit über 35 Jahren in meiner eigenen Praxis. Mein Arztleben hat mich von der ersten Stunde an erfüllt. Im ersten Semester habe ich bereits gewusst, das ist mein Beruf, meine Berufung. Das ist etwas grundlegend Anderes als das, was heute weit verbreitet als Job betrachtet wird. Wenn man von einer Sache beseelt ist, dann erfüllt sie einen als Ganzes.
Ganzheitlich habe ich immer versucht zu denken, zu fühlen, zu erkennen und die Probleme meiner Patienten zusammen mit ihnen als Einheit zu begreifen und sie auch so zu behandeln - sowohl als Mensch als auch gemeinsam mit ihren Krankheiten, die sie in Besitz genommen haben. Der Gedanke der Besessenheit ist nichts Neues und wenn man sich als Kulturwissenschaftler mit Ethnopsychiatrie beschäftigt, wird die Krankheitserkenntnis tiefer.
Krankheit ist mit dem ganzen Leben verbunden und nicht nur mit einem Teil. Eine Teillösung von Krankheit kann es also kaum geben. Heilung umfasst viele Aspekte. Wenn nur Fragmente betrachtet und behandelt werden, so kann die Erkrankung in ihrer Gesamtheit sich sogar verschlimmern.
Mit meinen Praxisbriefen habe ich immer versucht andere und ungesehene Aspekte von Krankheit zu beleuchten, damit sich meine Patienten wieder leichter ihrem gesunden Leben annähern können.
Bildung über Gesundheit wird immer notwendiger, weil sich Wissen exponentiell vermehrt und von den Allermeisten nicht mehr verstanden wird. Das hat nichts mit Dummheit zu tun!
Denn wer nicht täglich kocht, wird sich sehr schwer tun ein beglückendes Menü zu servieren. Da ich mich in Freiheit meiner Berufung füge, bleibe ich weiter am Ball.
Meine Praxisbriefe, Sommerbriefe, Neujahrsbriefe und wie ich sie auch immer genannt habe, lege ich schon lange meinen Rechnungen bei, um einen Dialog mit meinen Patienten zu führen. Naturgemäß war es ein einsamer Monolog. Nach Jahren bin ich es nun gewohnt und kann gut ohne Gespräche und Antworten leben.
Dieses Sprechen und Schreiben über das Leben, das Krankheit und Gesundheit umfasst, lässt mich nicht los. Also werde ich mich diesem Thema mehr und tiefer widmen.
Die Plattform meiner Praxis-Webseite wird mir dabei zu eng. Das Korsett passt nicht mehr und die Erkenntnis, dass meine Beiträge international trotz bestehender Sprachbarrieren viel mehr gelesen und beachtet werden als in meinem engen Lebensraum, bewegt mich dazu eine neue Kommunikationsform zu suchen.
Dieser erste Lebensbrief ist ein Anfang. Das Bild ist ganz in weiß gehalten, denn diese Farbe umfasst alle anderen und Weiß ist die Farbe des Arztes.
Der Titel Lebensbriefe entlehnt sich dem Liebesbrief. Dieser ist auch die Quelle aller Briefe, denn Liebe zum Leben und meinen Patienten ist die treibende Kraft meiner Berufung als Arzt.
Gott sei Dank bin ich nicht mehr von meiner Berufung getrieben. Ich lebe mit ihr und das Verhältnis wird entspannter. Ich bin also kein Lehrer oder Besserwisser, aber ich bin auch kein Suchender mehr. Die Neugier bleibt und mit ihr die Offenheit.
Ich werde meine Lebensbriefe in meiner Praxis auflegen und sie zuerst noch auf meine Webseite hochladen. Verstehen Sie die Briefe als Aufwiegelung zur Gesundheit.
Mit Freude für die Zukunft und herzlichen, ärztlichen Grüßen Ihr
Arzt und Präventologe
Iatros philosophos Dr. univ. med. Andreas Oberhofer M.A.
Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin