Lachesis muta, die Schlange der Moirai
Die Lähmung des Lebens
Der Buschmeister ist eigentlich "die" Meisterin des Busches, denn "die" Schlange ist weiblich und auch Lachesis, von der die Meisterin den Namen trägt, ist eine Frau und zwar eine der drei Moiren. Mehr über die Moirai: HIER
Die Ehre der ersten Arzneimittelprüfung gebührt Konstantin Hering, der dieses wunderbare Heilmittel als erstes Schlangengiftmittel in die homöopathische Materia medica eingeführt hat und der dann sein Leben lang an den Symptomen der durchgeführten Arzneimittelprüfung gelitten hat.
Wie bei jedem homöopathischen Mittel ist es auch bei Lachesis schwierig dieses in seiner ganzen Breite und Tiefe zu verstehen und zu begreifen. Die körperlichen Symptome sind nur ein oberflächlicher Teil und die Symbolkraft der Schlange wirkt in unserem Unbewussten zusätzlich zu allen bekannten physischen und psychischen Vergiftungs- und Prüfungssymptomen.
Das Gift der Erregung und Lähmung
Wie jedes Schlangengift wirkt auch Lachesis intensiv auf das Nervensystem und führt nach einer kurzen Erregungs- und Konvulsionsphase in ein Bild der allgemeinen Lähmung.
So kommt das Herz nach einer anfänglichen Erregung zum Stillstand und das Blut in den Gefäßen verlangsamt sich nach einer kurzen Reizphase und stockt. "Das Blut gerinnt in den Adern." Die Folge sind Ödeme durch Austritt von Gewebsflüssigkeit und Versagen von Leber, Nieren und Gehirn.
Die beschleunigte Atmung wird unregelmäßig und bleibt stehen. Den Hals schnürt es krampfartig ab um ihn dann zu lähmen und entsetzliche Kolik artige Schmerzen des Darmes enden in Darmstillstand.
Sepsis und das Versickern der Lebenskraft
Was man nach einem Biss durch Lachesis sieht, sieht man genauso bei einer schweren Blutvergiftung, der Sepsis. Die Haut wird rot und schwillt an, es zeigen sich manchmal schwarze Streifen. Abszesse, Phlegmone, Gangräne lösen teils großflächig das Gewebe auf und schwarze Nekrosen - Bereiche abgestorbener Haut - stoßen sich ab.
Das Blut zersetzt sich, wird dunkel und verliert seine Gerinnungsfähigkeit und sickert und fließt unaufhaltsam und verlässt den Körper.
Die Häutung oder das gehemmte Leben
Die Welt der Schlangen zeigt ein Wachstum, das nur möglich ist durch Zurücklassen der alten Haut. Das zeigt sich im Leben dieser Menschen, die von Lachesis geprägt sind, immer wieder. Abstreifen des Alten ist schmerzhaft und doch gibt es kaum eine Möglichkeit im Wechsel von Lebenssituationen harmonisch mitzuwachsen. Ein Bruch folgt dem nächsten und Lebenshüllen bleiben leer zurück.
Der Trieb, der Geist und die Schuld
Die Sinnlichkeit, die die Schlange symbolisiert, existiert homöopathisch auch in Wirklichkeit, doch der Lachesis Patient lebt in einem Konflikt zwischen seinen Instinkten, seinen "niederen" Wünschen, die er sich nicht zugesteht und seinem "höheren" Ich. Die Emotionen können sich nicht ausdrücken, denn der Geist kämpft gegen die Triebe. Folgt Lachesis einmal dem Gefühl, so überkommt es sie mit Schrecken: "Ich habe mich verlassen" und sie lässt mit dem Gefühl der Schuld wieder eine Haut Leben zurück, um zu fliehen.
Der Mensch, der gegen sich selbst kämpft
Lachesis ist ein Mittel der Versöhnung und Integration. "Versöhnung" fällt Männern wortgemäß leichter und doch ist Lachesis kein Frauenmittel, wie es immer wieder gesagt wird. Es ist das Arzneimittel der geschwächten Weiblichkeit.
Damit passt es natürlich perfekt zum Bild des Klimakteriums, des "Wechselalters", in dem die Frau ihre Form (Haut) der Weiblichkeit wechselt. Doch auch der Mann trägt die Weiblichkeit in sich, als Macho zu wenig, als Softie zu viel.
Lachesis ist eines der Hauptmittel für Beschwerden der linken Körperhälfte. Die linke Seite des Menschen ist symbolisch die weibliche, empfangende. Auch bei den Schlangen selbst sieht man diese linksseitige Schwächung. Ihre linke Lunge ist nur rudimentär und unvollständig ausgebildet.
Im Zeichen der Schlange
Die Zeichen der Schlange zeigen sich in Psyche und Körper des Patienten und lassen sich aus Kenntnis der Toxikologie und Symbolik erfassen.
Die erregte Schlaflosigkeit kann genauso ein körperliches Zeichen sein wie die chronische Verstopfung. Das typische Würgen und die Enge des Halses finden sich ebenso bei schweren Halsentzündungen wie bei Fehlfunktionen der Schilddrüse.
Das Würgen tritt natürlich auch dann auf wenn das eigene Leben wieder einmal zu eng wird - es ist die eigene Haut, die beengt - und wieder einmal abgestreift und zurückgelassen werden muss.
Nach dem Verschlingen ihrer Beute mit Haut und Haaren können Schlangen lange Zeit ohne Nahrung auskommen. Diese Phasen der Bedürfnislosigkeit zeigen sich krankhaft in der Anorexie.
Besonders die pubertäre Anorexie mit dem Zurücklassen der Kindheit und der "Häutung" zur Frau entspricht auch bildhaft dem Problem von Lachesis muta und kann dadurch geheilt werden.
Natur und Mensch sind nicht getrennt, waren es nie und werden es nie sein. Homöopathie ist das Wunder diese Interaktionen verstehen zu dürfen und darüber hinaus das zu tun, was des Arztes einzige und höchste Aufgabe ist: zu heilen.