Veränderung - Panta rhei - Alles fließt
Krankheit durch Widerstand
"Nur wer sich selbst ändert, bleibt sich selbst treu." - Ein wunderbarer Song des Liedermachers und Lyrikers Wolf Biermann:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.
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Die Wahrheit mit der Muttermilch:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
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Wer jung ist, sucht ein Vaterland
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
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Drum schrie ich meine Wahrheit aus:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
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Eins aber weiß ich klipp und klar:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
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Die Männerschaft stinkt mich an
Nur wer sich ändert, bleibt ein Mann
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Mit letzter Puste krächze ich:
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
Wer den gesamten Liedtext lesen möchte: Hier auf Golyrics und hier zum Anhören ein Songlink zu Wolf Biermanns Album "Lieder vom preußischen Ikarus" auf Spotify.
Anders und Gleich - die Gegensätze
Gleich zu bleiben scheint bequem zu sein und solange alles gut und in Ordnung ist, kann es auch so bleiben. Doch die Welt um uns ändert sich und um in einer geänderten Umwelt und Mitwelt leben zu können braucht es Adaptation, also Anpassung.
Wenn die Spannungen zwischen den Änderungen im Außen und der Stabilität im Inneren zu groß werden, muss sich etwas ändern. Wenn das Bedürfnis nach Stabilität im Inneren unserer Psyche so stark ist, dass sie sich nicht ändern kann, weil sich nichts verändern darf, dann ist es keine positive und gesunde Stabilität mehr, sondern eine krankhafte Starre. Doch etwas Starres kann nur genau so bleiben oder brechen.
Keines verbleibt in derselben Gestalt
Wunderschön beschriebt Ovid in seinen Metamorphosen - den Verwandlungen - diese Prozesse der Veränderung:
Metamorphôseôn liber XV, 252-258: Die Lehren des Pythagoras (I)
Keines verbleibt in derselben Gestalt, und Veränderung liebend
Schafft die Natur stets neu aus anderen andere Formen,
Und in der Weite der Welt geht nichts – das glaubt mir – verloren;
Wechsel und Tausch ist nur in der Form. Entstehen und Werden
Heißt nur anders als sonst anfangen zu sein, und Vergehen
Nicht mehr sein wie zuvor. Sei hierhin jenes versetzet,
Dieses vielleicht dorthin: im Ganzen ist alles beständig.
Unter dem selbigen Bild – so glaub' ich – beharrt auf die Dauer
Nichts in der Welt.
Viel schöner im Original:
Nec species sua cuique manet, rerumque novatrix
ex aliis alias reparat natura figuras:
nec perit in toto quicquam, mihi credite, mundo,
sed variat faciemque novat, nascique vocatur
incipere esse aliud, quam quod fuit ante, morique
desinere illud idem. cum sint huc forsitan illa,
haec translata illuc, summa tamen omnia constant.
nil equidem durare diu sub imagine eadem
crediderim.
Wer größeres Verlangen nach Ovids Metamorphosen hat, hier ein Link zu seinen: Lehren des Pythagoras (1)und Lehren des Pythagoras (2).