Mit den Augen der Liebe
Die gesunde Arzt und Patient Beziehung
In meiner Wahrnehmung ist eine gesunde Arzt - Patient Beziehung die Grundlage jedes ärztlichen Handelns. Es muss ein grundsätzliches Interesse an Wohlergehen und Heilung des Patienten bestehen. Fehlt dieses, dann wird nichts Heilsames entstehen können. Doch was ist eine gesunde Arzt - Patient Beziehung?
Gute Beziehung entsteht durch Interesse
Interesse heißt nämlich Dazwischen-Sein. Interesse ist die Essenz jeder Beziehung. Beziehung ist schließlich das, was sich zwischen Menschen auftut. Der Raum dazwischen. An einem Menschen Interesse zu haben, heißt in den Raum dazwischen - zwischen beiden Wesen - zu treten.
Dafür allerdings muss man aus sich selbst heraustreten. Damit fallen Vorurteile und es entstehen auch durch das Verlassen von Vorurteilen diagnostische Freiheit und Kreativität.
Eine gute Beziehung ist allerdings nur dann vorstellbar, wenn ein Interesse von beiden Seiten besteht. Einseitigkeit kippt jede Beziehung ähnlich einer Waage, die ohne Gegengewicht die Fähigkeit zu wiegen verliert.
Empathie und die Wahrnehmung des Wir
Wie wir allerdings in diesen Raum dazwischen eintreten, und den Raum des Interesses füllen, ist von zentraler Bedeutung.
Empathie - das Einfühlungsvermögen - gestaltet diesen Raum. Wer in der Lage ist, den Anderen, das Gegenüber zu fühlen, steht diesem nahe. Diese emotionale Nähe schafft die Fähigkeit mit-zu-fühlen.
Mit Jemandem ähnlich zu fühlen gestaltet eine Welt des emotionalen Wir. Das Mitfühlen auf ärztlicher und therapeutischer Ebene entspricht damit der Fähigkeit des "Mitleidens".
Arzt - Empathie: Die Wahrnehmung des Leidens
Dieses Mit zu Fühlen und Mit zu Leiden hat wie alle Fähigkeiten seine Vorteile aber auch seine Nachteile. Denn zum Wohle des Patienten sucht der empathische Arzt oder Therapeut also willentlich und freiwillig das Leiden des Kranken und verbindet sich damit, um dessen Wahrheit zu erfahren.
Empathie ist neben der Grundbedeutung der Wahrnehmung des Anderen im ärztlich - therapeutischen Bereich die Wahrnehmung des Leidens.
Die gesunden Grenzen der Empathie
Als Therapeut ist es also wichtig sich über Ausmaß, Dauer und die gesunden Grenzen der Empathie im Klaren zu sein.
Wer nicht spürt, dass er mitleidet, verliert gleichzeitig die Fähigkeit dem Mit-leiden ein Ende zu setzen. Die wunderbare Fähigkeit wird zur ungewollten Qual.
Jede gesunde Fähigkeit steht auf den ehernen Gesetz der Freiwilligkeit mit ihren Beinen des gewollten Ja und des gewollten Nein.
Ist die Fähigkeit der Empathie unkontrollierbar geworden, dann wird sie zu einer chronischen Erkrankung des Mitleidens und hilft niemandem mehr weil sie damit auch die Kriterien einer Fähigkeit verloren hat.
Die vielfältigen Formen der Empathie
Die Formen der Empathie sind vielfältig. Es gibt neben der emotionalen Empathie dem "Mit-Fühlen im Herzen" die kognitive Empathie - die Fähigkeit zu intellektueller Wahrnehmung das "Mit-Denken im Geiste".
Grundsätzlich hat Empathie nichts mit Sympathie zu tun. Empathie ist des Einfühlen in etwas Anderes - Fremdes mit den Gefahren des Verkennens.
Sympathie ist grundsätzlich eine Gemeinsamkeit im Fühlens durch Ähnlichkeit und Übereinstimmung. Als Arzt aber muss ich nicht depressiv sein, um einen depressiven Menschen wahrzunehmen.
Aber die Empathie schenkt die emotionale, intellektuelle und somatische also körperliche Flexibilität des kontrollierten und willentlich begrenzten Eingehens auf das Gegenüber.
Die Gefahren der somatischen Empathie
Eine weitgehend übersehene und missachtete Form der Empathie ist die körperliche oder somatische Empathie. Das erinnert mich an einen kleinen Patienten, der mir gerade wieder einfällt und dem ich vor vielen Jahren helfen durfte. Sie können das bei Interesse hier kurz nachlesen: Heil-Geschichten von Kränkung und Heilung
Das Gefühl des allgemeinen Wohlwollens
Wenn wir das auf das Du begrenzte Gefühl des Wohlwollens ausdehnen, dann löst sich nicht nur die Grenze zum Gegenüber auf, sondern zur Welt. Wie auch im Gefühl der Empathie verlassen wir dabei die Beschränkungen des Dualismus.
Dieses liebevolle und unbegrenzte Mitgefühl wird wunderbar beschrieben in den Sätzen Liebender Güte Buddhas, der Metta Sutta.
Parsifal - Das große Heldenepos des Mitleids
Wer interessiert ist an einer der tieferen Bedeutungen des großen mittelalterlichen Heldenepos von Parsifal, Perceval, ... und von der Bedeutung von Empathie, die unheilbare Wunden zu heilen vermag:
Mehr HIER unter: Der "Reine Tor" - Parsifal - durch Mitleid wissend.