Der Weg und das Ziel
Der Weg ist das Ziel - zu frei nach Konfuzius
Am ersten Tag eines jeden Jahres geht es jedes Jahr wieder um Wege und Ziele. Der Konfuzius zugeschriebene Satz "Der Weg ist das Ziel" wird häufig missverstanden.
Gewöhnlich wird er begriffen als: Vergiss doch das Ziel, es geht nur um den Weg. Doch ohne Ziel entsteht von selbst kein Weg. Zielloses Schlendern kann uns im Kreis führen, immer wieder zurück an den Ausgangspunkt. Doch Orientierung gehört nicht nur zu einem gesunden Leben, sondern sie richtet unsere gezielte Aufmerksamkeit auf das, was sich Ziel nennt.
Konfuzius spricht weder von Ziellosigkeit noch von Ziel
Konfuzius spricht nicht von bequemer Ziellosigkeit sondern von Willen. Der zu frei übersetzte Satz aus 154. Lunyu 7.6 (Kapitel Shu Er) heißt nämlich in Wirklichkeit:
<Konfuzius sprach: "Richte Deinen Willen auf den Weg, halte Dich an die Tugend, stütze Dich auf die Menschlichkeit, suche Muße in den Künsten.">
Der Weg des Tao
Mit Weg ist hier natürlich das "Tao" (von Dao - der Weg) gemeint, der Weg des Daoismus. <Thus, on Confucius’ call to “set one’s mind on Dao“> (Lunyu 7.6) [1] To set one's mind entspricht hier der Bedeutung des englischen aspire - anstreben.
Das Tao sei Dein Ziel
Es geht Konfuzius also darum den Willen einzusetzen und mit seinem Geist den Weg des Tao anzustreben. Er meint: "Das Tao sei dein Ziel."
Streben auch Sie nach etwas, das der Anstrengung wert ist.
Das Tao als Feld von uns und der Welt
"Der Weg ist das Ziel" ist ein vielfach gebrauchtes aber missverstandenes Zitat. Konfuzius spricht in Wahrheit vom Weg als dem Tao. Dieses sei das Ziel.
Der Begriff des Tao wird von Alan Watts wunderbar beschrieben als Prozess eines geschlossenen Feldes, dem wir gemeinsam mit unserer Umgebung angehören, weil Subjekt und Objekt nicht zu trennen sind. [2]
1 Shen, Qingsong; Shun, Kwong-loi; Confucian ethics in retrospect and prospect; Council for Research in Values and Philosophy; Washington D.C.; 2007; S.126; 2 Alan Watts; Der Lauf des Wassers; Bern; 1976, S.40